
18. August 2023 / GARTEN GARTENGESTALTUNG GARTENREISEN
FASZINIERENDE JAPANGÄRTEN
FASZINIERENDE JAPANGÄRTEN
Die fernöstliche Gartenkunst hat eine lange Tradition und begeistert die Menschen weit über die Grenzen Japans hinaus. Bei der Gestaltung des Miniaturgartens steht die Natur stets Pate. Faszination Japangärten – eine Weltausstellung war der Beginn der japanischen Gartenkultur in Europa.

Japanische Gärten faszinieren – die Miniaturlandschaften mit akkurat geschnittenen Gehölzen, blühenden Rhododendren und einem plätschernden Bach, der in einen Seerosenteich mündet, haben eine weit über 1 000-jährige Geschichte. Das Element Wasser ist ein bedeutendes Gestaltungsmittel im fernöstlichen Landschaftsgarten. So waren die Teich- und Inselgärten des 9. Jahrhunderts der Beginn für weitere vielfältige Gestaltungsformen der Japangärten.

Mit dem Zen-Buddhismus entwickelten sich die Betrachtungsgärten der Zen-Tempel, Gärten die zur Teezeremonie einluden und Wandelgärten in denen man rauschende Feste feierte. Mit Steinlaternen, formschönen Natursteinfindlingen oder einem Gartenpavillion geschmückte Japangärten finden sich heute auch in unzähligen öffentlichen und privaten Gärten. Doch wie fand die japanische Gartenkunst ihren Weg nach Europa? Die Geschichte der Japangärten beginnt in dem ehemaligen kleinen Fischerdorf Heian-Kyō, der kaiserlichen Hauptstadt Japans – Kyoto ist heute das Zentrum der japanischen Gartenkunst.

DIE GESCHICHTE DER JAPANGÄRTEN
Die japanische Gartenkunst hat eine weit über 1 000-jährige Geschichte. In Japan nahm im 9. und 10. Jahrhundert der Einfluss der bis dahin vorherrschenden chinesischen Kultur immer stärker ab. In der neu gegründeten japanischen Hauptstadt Heian-Kyō (794 n. Chr.), dem heutige Kyoto, gelangte die japanische Kultur mit eigenen Schriftzeichen, Literatur und Malerei sowie Architektur zur Blüte. Kyoto wurde zum Zentrum der japanischen Gartenkunst, die sich in den kommenden Jahren stetig weiterentwickelte.

Eine Landschaft zum Lesen, Gedichte schreiben, musizieren und Feste feiern – die farbenfrohen Teich- und Inselgärten ’Tsukijama’ (9. – 12. Jh.) in denen sich stets ein Teich mit Brücken und Inseln fand, waren Mittelpunkt der höfischen Kultur. Die Betrachtungsgärten der Zen-Tempel entstanden Ende 12. bis 16 Jh. unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus. Vom Haus oder der Veranda aus wird der von Zen-Mönchen sehr schlicht und reduziert gestaltete Japangarten betrachtet. In dem Ort der Ruhe dominieren fein arrangierte Stein- und Kiesflächen. In Europa gilt der Zen-Trockengarten – in Japan wird dieser Gartentyp ’Karesansui’ bezeichnet – als der japanische Garten schlechthin.
Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelten sich mit dem Zen-Buddhismus die Teezeremonie mit Teepavillion und Teegarten ’Chaniwa’. Der ’Teeweg’ führt durch den Garten und soll den Besucher in Achtsamkeit üben. Die gezielt gelegten Trittsteine verlangsamen dabei den Schritt. Steinlaternen, Wartebänke und Schöpfsteine, die der zeremoniellen Reinigung dienen, sind weitere Elemente des Teegartens. Es war eine Zeit, die von Frieden und Stabilität geprägt war. So entwickelte sich vom 17. bis 19. Jahrhundert die Wandelgärten.
Der mächtige Militärherrscher Shogun Ieyasu liess im ehemaligen Fischerdorf Edo, heute Tokio, Japans neue Hauptstadt und Residenz mit prächtigen Palastgärten errichten. Die Gärten waren Orte der Repräsentation, der Unterhaltung und des Vergnügens an denen rauschenden Feste gefeiert wurden. Charakteristisch für die Wandelgärten ist ein Wandelpfad, der wie ein roter Faden durch den Park führt. Gestalterisch finden sich in den Gärten Nachbildungen berühmter Naturlandschaften wie beispielsweise Japans heiligstem Nationalsymbol – dem Berg Fuji. Heute sind die Landschaftsgärten, die von professionellen Gartenkünstlern für die Aristokraten und Fürsten aus der Schicht der Samurai angelegt wurden, öffentlich zugänglich. Zu den wohl schönsten Japangärten zählen der Rikugien Garten in Tokio und der Kenroku-en Garten in Kanazawa.

EINE GARTENKUNST FINDET IHREN WEG NACH EUROPA
Mit der Öffnung Japans nach einer selbst gewählten 200-jährigen Isolation wurde die japanische Kunst und Kultur in der Welt bekannt. Die Elemente des ’Japonismus’ fanden sich von nun an in der Malerei wie beispielsweise in den Werken von van Gogh und im Jugendstil, der seine Blüte von 1890 – 1910 erlebte – so auch in der Gartenarchitektur. Im Jahre 1873 hatte sich Japan im Zuge der Wiener Weltausstellung erstmalig der Aussenwelt präsentiert. Es waren nicht nur die japanischen Exponate, mit denen das asiatische Ausstellerland die Besucher begeisterten. Als wahrer Publikumsmagnet erwies sich der eigens für die Weltausstellung angelegte Japangarten im Aussenbereich der Anlage. Von der Wiener Weltausstellung schwappte die Faszination der exotischen Gärten rasch in zahlreiche Länder Europas über. So wurde die japanische Gartenkunst auch zu einem festen Bestandteil der europäischen Gartenschauen.

Im Karlsruher Stadtgarten entstand im Jahr 1913/14 unter der Leitung des Gartendirektors Friedrich Ries der erste Japangarten Deutschlands. Einige Jahre zuvor hatte ein deutscher Arzt nach seiner Rückkehr aus Japan dem Gartenbaudirektor eine Steinlaterne und einige Samen japanischer Gartenpflanzen übergeben. Auf seinen Reisen durch Japan liess sich auch der europäische Adel inspirieren. In den Schlossgärten der Adligen fanden sich von nun an eigens gestaltete japanische Themenbereiche.

DIE ELEMENTE DES FERNÖSTLICHEN LANDSCHAFTSGARTENS
In der fernöstlichen Gartenkunst sind Wasser, Steine und Pflanzen die drei Hauptelemente des Japangartens. Das Element Wasser ist dabei bedeutendste Gestaltungsmittel. Bei der Planung des Landschaftsgartens ist die Inselwelt Japans stets Vorbild. In den Bergen sprudelt das Wasser aus der Quelle und stürzt wild tosend den Berg hinab. Sanft plätschert es in einem Fluss dahin, bevor es schlussendlich im Meer mündet. Es lässt sich entspannt spazieren durch den Miniaturgarten. Ganz der natürlichen Landschaft nachempfunden wirken die kleinen Steininseln im Fluss oder Teich.



Die geschwungenen Uferlinien und ein Pflanzensaum aus Schwertlilien, Prachtspieren und Funkien geben dem Teich einen natürlichen Charakter. Über den kleinen Teich führen ein schmaler Steg oder Trittsteine zum benachbarten Ufer. Ein grosser Teich mit blühenden Seerosen in dem sich farbenprächtige Koi-Fische tummeln kann über eine Bogenbrücke aus Holz oder Stein überquert werden. Ein Wasserschöpfbecken am Rande des Weges stimmt auf die traditionelle Teezeremonie im schlichten Gartenpavillion ein.
Am Abend sorgt eine Steinlaterne zwischen Farnwedeln für ein stimmungsvolles Licht. Im Japangarten werden Dekoelemente wie steinerne Laternen, Buddha und Wächter-Statuen stets dezent eingesetzt. So schweift der Blick bewusst auf ein bestimmtes Highlight. Grosse Natursteine sind im Japangarten nicht wegzudenken. Am Teichufer oder auf einer Rasenlandschaft inmitten von prächtig blühenden Rhododendren und akkurat geschnittenem Buchsbaum – die formschönen Findlinge werden so arrangiert, dass sie wie Teile einer Naturlandschaft wirken.

Einen Ort der Kraft und Ruhe bieten durch einen Bambushain abgegrenzt die geharkten Kiesflächen der Meditationsgärten. Die vielfältigen Wellenmuster versinnbildlichen je nach Form das Meer, den See oder den Fluss. Im traditionellen Japangarten läutet der üppig blühende japanische Kirschbaum und prächtige Azaleen in satten Rot-, Orange- und Violetttönen das Blütenjahr ein. Den nächsten Blütenpart übernehmen Pfingstrosen und Schwertlilien. Schwarzkiefern, Eiben und Lärchen sowie japanische Ahorn – in den Miniaturgärten schneidet man die Gehölze oft und intensiv damit sie sich gegenseitig nicht beeinträchtigen oder beschatten. Zu den Gehölzen gesellen sich Bambusse, Straussen- und Regenbodenfarne, das Japanwaldgras und das für einen Japangarten wohl unverzichtbare Sternmoos mit seinen sternförmigen weissen Blüten.
