
9. Februar 2023 / GARTEN GARTENGESTALTUNG GARTENREISEN
RHS GARDEN WISLEY
RHS GARDEN WISLEY
Very british und ein Muss für Liebhaber:innen englischer Gartenkultur. Der RHS Garden Wisley begeistert in seinen Gärten mit aussergewöhnlichen Pflanzensammlungen. Ein modernes Hortikultur Wissenschaftszentrum, das RHS Hilltop – The Home of Gardening Science, bereichert seit Juni 2021 die über 30 Gärten umfassende Gartenanlage.

Der RHS Garden Wisley (GB) ist der älteste erhaltene Garten der königlichen Gesellschaft für Gartenbau und das bedeutendstes Forschungs- und Sichtungszentrum der Royal Horticultural Society (RHS). Es war der passionierte Gärtner Gerge Fergusson Wilson der im Jahr 1874 den Grundstein für ein Gartenparadies mit einer Vielfalt ohne gleichen legte. Das Wäldchen ’Oakwood’, damals war es weit über die Grafschaft Surrey als der ’wilde Garten’ bekannt, war der erste Garten, indem Wilson mit vielfältigen Pflanzenarten experimentierte. ’Rock Garden’, die ’Mixed Borders’, ’Cottage Garden’ oder das ’Heather Landscape’ – in über 30 Gärten beherbergt Wisley auf einer Gesamtfläche von über 200 Hektar eine der weltweit bedeutendsten Pflanzensammlungen.


Im Juni 2021 wurde mit dem RHS Hilltop Grossbritanniens erstes Hortikultur Wissenschaftszentrum eingeweiht. Das moderne Gebäude mit Laboratorien, Herbarium und interaktiven Ausstellungen ist in eine besondere Gartenanlage eingebettet. Drei Landschaftsarchitekten und Chelsea Flower Show Goldmedaillengewinner haben bei der Gestaltung der neuen Gärten den aktuellen Zeitgeist getroffen.

DIE GESCHICHTE DES RHS GARDEN WISLEY
Der passionierte Gärtner und ehemalige Schatzmeister der RHS Gerge Fergusson Wilson legte den Grundstein für einen der ältesten Gartenanlagen der königlichen Gesellschaft für Gartenbau – den RHS Garden Wisley. Im Jahre 1878 kaufte sich Wilson in Wisley in der Grafschaft Surrey 24 Hektar Land, um sich seinen lang gehegten Traum eines experimentellen Gartens zu erfüllen. Der Gärtner liess sich von den Büchern des Gartengestalters William Robinson inspirieren und durfte bei der Gestaltung des Gartens auf die inspirierende Unterstützung der berühmten Gertrude Jekyll zählen. In dem Garten, den Wilson liebevoll ’Oakwood’ (Eichenwald) nannte, fand sich von nun an eine Pflanzenvielfalt ohnegleichen und eine besondere Sammlung von Enzianen, Primeln und japanischen Sumpf-Schwertlilien. Nach Wilsons Tod erwarb Sir Thomas Hanbury 1903 das Anwesen und die benachbarten Glebe Farm und schenkte dieses der RHS.

Im Laufe der Jahre wurde der Garten vorzu erweitert. Die ersten Gewächshäuser entstanden dort, wo sich heute das lang gestreckte und mit Seerosen bewachsene Bassin des Jellicoe Canal erstreckt. Für den Steingarten wurden die mächtigen Sandsteinblöcke aus Sussex mit einer eigens verlegten Schiene von der Hauptstrasse in den Garten transportiert. Mit dem Garten wuchs auch die Anzahl der Mitarbeitenden und Studenten, die nun mehr Räumlichkeiten für die Forschung und Lehre benötigten. Im Jahr 1916 feierte man mit der Einweihung eines Laboratoriums die Fertigstellung des heutigen Wahrzeichens von Wisley. Im RHS Garden Wisley gedeihen heute in dem 70 Hektar grossen Garten sowie 135 Hektar Wald und Wiesen einer der weltweit grössten und beeindruckendsten Pflanzensammlungen.

OAKWOOD UND ROCK GARDEN – VIELFALT OHNEGLEICHEN
Das Wäldchen ’Oakwood’ ist Wilsons erster Garten und das historische Herz von RHS Garden Wisley. Krautige und knollige Waldpflanzen wie Funkien, Primeln und Waldlilien gedeihen in dem feuchten und fruchtbaren Boden. Im Frühling begeistern Kamelien, Rhododendren und Magnolien wie Magnolia kobus und Magnolia stellata ’Scented Silver’ und ’Peter Drummer’ in beeindruckenden Frühlingsfarben über einem Blütenteppich von Narzissen und Traubenhyazinthen. Die zart rosablühende Ramblerrose Rosa ’Pauls Himalayan Musk’ kletter im Sommer dem Laubdach der Bäume entlang. Am Rande des Wäldchens und in unmittelbarer Nähe zum Steingarten gedeiht umringt von schützenden Gehölzen die cremeweissblühende Riesen-Lilie Cardiocrinum giganteum.

Ein kleiner Pfad führt von dem Wäldchens in den von 1910 bis 1912 mit alpinen Pflanzen angelegten Steingarten, dem ’Rock Garden’. Am steilen nach Norden hin gelegenen Hang finden sich Pflanzen, die Kühle und Schatten bevorzugen, auf den Felsvorsprüngen die sonnenhungrigen. Im oberen Bereich des Steingartens stürzt ein Wasserfall in eine japanische Landschaft. Das Wasser mündet in einem langen Teich über die eine mit Wisteria floribunda ’Multijuga’ bewachsene Brücke führt. Am Teichufer blühen leuchtendgelbe Sumpf-Schwertlilien Iris pseudacorus und leuchtend violettfarbene asiatische Kandelaber-Primeln Primula pulverulenta. Der Blick fällt auf die Alpine Wiese ’Alpine Meadow’ auf der im Frühling ein Meer von Schneeglöckchen in einer unzähligen Sortenvielfalt die Besucherinnen und Besucher des Gartens begeistert. In den beiden benachbarten Gewächshäusern, den ’Alpine Houses’ gedeiht geschützt vom englischen Regen ein Sortiment aus alpinen Pflanzen aus aller Welt.

ENGLISH MIXED BORDERS – ÜPPIG BLÜHENDE STAUDENRABATTEN
Ein herrlich violett blühender Wisteria Tunnel – Wisley ist bekannt für seine beeindruckende Glyzinien Sammlung – führt zu einem weiteren Highlight der Anlage: Die Mixed Borders. Die berühmte gemischt gepflanzte Doppelrabatte rahmt sanft den zum Waldgarten Battleston Hill ansteigenden Rasenstreifen ein. Im Frühling und bis in den Herbst hinein zeigen sich die rund 128m langen Rabatten in üppigen Farben und reichen Texturen. Ein typisches Gestaltungselement der englischen Mixed borders sind Sträucher und Bäume wie der der Blauglockenbaum Paulownia tomentosa, der Gold-Trompetenbaum Catalpa bignonioides ’Aurea’ oder der weissbunte Hartriegel Cornus alba ’Elegantissima’ die den Rabatten zusätzlich Struktur verleihen.

Im Juli und August erreicht die Blütenpracht ihren Höhepunkt. Der Farbverlauf der ’Mixed Borders’ beginnt in kühlen Pastelltönen und Stauden wie Phlox paniculata ‘Eva Cullum’ und Monarda vistulosa ‘Violet Queen’. In die Mitte der prächtigen Rabatten reihen sich in warmen orangeroten und gelben Farbtönen der Sonnenbraut Helenium x cultorum ‘Moerheim Beauty’ und des Strauss-Goldkolbens Ligularia dentata ‘Britt Marie Crawford’ in den Blütenreigen. Die Staudenrabatten finden mit silberblättrigen Pflanzen und weissen, blauen und violetten Blüten wie beispielsweise der Lakritz-Strohblume Helichrysum petiolare ’Limelight’ einen gelungenen Abschluss. Ein Spaziergang durch den angrenzenden ’Cottage Garden’ vorbei an der kleinen Wasser Fontaine und den purpurrot blühenden Rosen Rosa ’Jactoose’ führt zu dem am 24. Juni 2021 eröffneten neuen Wissenschaftszentrum der Hortikultur, dem RHS Hilltop – The Home of Gardening Science.

RHS HILLTOP – DAS HORTIKULTUR WISSENSCHAFTSZENTRUM
Das RHS Hilltop – The Home of Gardening Science ist mit einem Investitionsvolumen von 35 Millionen englische Pfund (rund 44 Millionen CHF) das wohl grösste und bedeutendste Projekt in der britischen Geschichte der Hortikultur. Neben drei Forschungslaboratorien findet sich in dem 4 750m² grossen modernen Gebäude mit Dachterrasse (300m²) das über 86 000 Pflanzenarten umfassende Herbarium, Schulungsräume sowie das interaktive Besucherzentrum RHS Wisley. Mit dem Bau des Hilltop wurde der RHS Garden Wisley um drei inspirierende Gärten erweitert. Die Gestaltung der neuen Gartenparadiese, die das neue Wissenschaftszentrum umrahmen, übernahmen mit den bekannten britischen Landschaftsdesignern Ann-Marie Powell, Matt Keightley und Christopher Bradley-Hole gleich drei Chelsea Flower Show Gold Medaillengewinner:innen. Eine enge Verbindung zwischen dem Gärtnern und dem Wohlbefinden – ein sanft plätschernde Bach führt die Besucher durch die einzelnen Gartenzimmer des ’Wellbeing Garden’ und lädt zum Entspannen ein.



Mit dem ’Wildlife Garden’ rücken die Designer das naturnahe Gärtnern in den Fokus und ermuntert im eigenen Garten kleine insektenfreundliche Inseln zu schaffen. Und was wäre ein Garten ohne gesundes Gemüse und schmackhafte Früchte. Im ’World Food Garden’ finden sich auf einer Gesamtfläche von über 3 700m² besondere Gaumenspezialitäten aus aller Welt so auch die brasilianische Ananas Guave Acca sellowiana.


