
15. Juli 2021 / GARTEN GARTENGESTALTUNG GARTENREISEN
BOTANISCHER GARTEN PADUA
DER ÄLTESTE BOTANISCHE GARTEN DER WELT
Eine grüne Oase inmitten der quirligen Universitätsstadt Padua – der Botanische Garten von Padua in Italien ist ein Ort, der zum Verweilen einlädt. Seit dem 16 Jahrhundert ist der Orto Botanico ein bedeutendes Zentrum der botanischen und medizinischen Wissenschaft.

Der Botanische Garten von Padua (I) ist der älteste botanische Garten der Welt. Im Jahre 1545 wurde das heutige Weltkulturerbe der UNESCO am Stadtrand der Universitätsstadt gegründet. In dem Botanischen Garten, dem Orto Botanico, finden sich Heilpflanzen für die Pflanzenlehre und die Forschung der botanischen und medizinischen Fakultäten der benachbarten Universität. Hast du gewusst, dass in der damaligen Zeit die Arzneipflanzen, die sogenannten ’Semplici’, zu den Hauptbestandteilen der Medikamente zählten? Damals wie heute wurden sie gerne zur Heilung von Alltagskrankheiten verwendet. Die ersten Botanischen Gärten in Italien nannten sich deshalb auch ’Giardini di Semplici’.

Dank des Botanischen Garten von Padua (I) wurde die Pflanzenlehre zu einem wichtigen Bestandteil der Medizinstudenten der Universität von Padua. Die Ausbildung garantierte nun, dass Pflanzen nicht fälschlicherweise als Heilpflanzen definiert und den Patienten in Arzneimitteln verabreicht wurden. So konnten neue und wirksamere Medikamente aus pflanzlichen Bestandteilen entwickelt werden. Der Orto Botanico di Padova legte somit den Grundstein für die botanische und medizinische Wissenschaft der Botanischen Gärten weltweit. Eine wissenschaftliche Tradition, die bis heute fortgeführt wird. Im 22 000 m² grossen Renaissancegarten gedeihen Pflanzen aus aller Welt. Sie zählen über 6 000 Arten. Darunter findet sich die im Jahr 1585 gepflanzte «Goethepalme».
VON DER KARTOFFEL BIS ZUR GOETHE-PALME
Aus fernen Ländern brachten die Händler der Republik Venetien von ihren Reisen Heilpflanzen und exotische Pflanzen nach Padua. Im ältesten Botanischen Garten der Welt wurden bereits im 16. Jahrhundert über 1 500 Pflanzenarten kultiviert und erforscht. Der Stararchitekt Andrea Morini entwarf im Jahr 1545 die grüne Oase.
Das Zentrum des Garten bildet ein Kreis mit vier inliegenden Quadraten. Die Beete sind geometrisch im Parzellenmuster angelegt. Der Renaissancegarten präsentiert sich als wahre grüne Oase am Stadtrand der Universitätsstadt Padua. Die Existenz des Gartens sprach sich rasch herum und es kam zu zahlreichen Pflanzendiebstählen. Eine Mauer mit vier nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Eingangsportalen sollte die Einbrecher künftig von den Pflanzenschätzen fernhalten.


Seit der Gründung des Gartens war die Zusammenarbeit mit anderen Botanischen Gärten und Forschungseinrichtungen eng. Neben dem Austausch der Forschungsergebnisse florierte der Samen- und Pflanzentausch. Kartoffeln, Flieder und Sonnenblumen – in Europa wurden sie erstmals im historischen Garten des Orto Botanico di Padova kultiviert und von dort aus weltweit weiterverbreitet.
Im Jahr 1786 besuchte Johann Wolfgang von Goethe den Garten. Der deutsche Dichter und Naturforscher war von einer Palmenart besonders fasziniert. Es war eine Zwergpalme Chamaerops humilis var. Arborescens. Sie wurde im 1585 gepflanzt. Sie ist die einzige wilde Palmenart Italiens. Heute kannst du die “Goethe-Palme” in einem eigens gebauten kleinen Gewächshaus im historischen Teil des Gartens bestaunen.
DER GARTEN DER BIODIVERSITÄT
Im 21. Jahrhundert war der Botanische Garten für die Lehr- und Forschungsaufgaben zu klein und eng geworden. Ein 15 ha grosses Grundstück zur Erweiterung des Areals konnte in direkter Nachbarschaft südlich des Gartens erworben werden. Hier entstand für rund 20 Millionen Euro ein hochmodernes Gewächshaus. Im Jahre 2014 konnte der ’Garten der Biodiversität’ in dem 100 m langen und bis zu 18 m hohe Gewächshauskomplex mit Pultdach feierlich eingeweiht werden. Dank des Spezialkunsstoffglases, der Sonnenkollektoren und Lüftungslamellen ist das Gebäude komplett energieneutral. Ein 240 m tief liegender Brunnen deckt den Wasserbedarf. An den wasserfallartigen Schütten siehst du den Durchfluss des Wassers. Die Wasserfälle münden in grosse Wasserbecken aus Beton. Dort gedeihen die Wasserpflanzen des Gartens – darunter prächtige Seerosenarten.

In Gewächshauskomplex finden sich über 1 300 Pflanzenarten. Palmen und Blütenpflanzen des Mittelmeerraums, Kakteen oder Farne, Orchideen sowie prächtige Blattpflanzen der tropischen Regionen – in den Kalt- und Warmhäusern des Gewächshauses sind Pflanzengesellschaften in fünf Klimazonen beheimatet.
Zur Erhaltung der Artenvielfalt wird in den Gewächshäusern des Gartens nicht nur geforscht. Eine begleitende Ausstellung demonstriert den Besuchern eindrücklich welche gravierende Auswirkungen beispielsweise die Rodung der Regenwälder und damit die CO₂-Erhöhung auf die Umwelt haben.

Website: www.ortobotanicopd.it